Fluorpolymere und das PFAS-Verbot

PFAS

Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) kommen in unzähligen Formen und Anwendungen zum Einsatz. Die Kohlenstoff-Fluor-Bindungen sind nur sehr schwer abbaubar und können sich in der Umwelt, im Trinkwasser sowie in der Nahrung ansammeln. Aus diesem Grund bestehen internationale Bestrebungen, PFAS zu verbieten. [1]

Fluorpolymere (PTFE, PVDF, PFA etc.) sind aufgrund ihrer hervorragenden Eigenschaften wie chemische und thermische Stabilität, Antihafteigenschaften, hervorragende mechanische Eigenschaften und Biokompatibilität stark vertreten in unterschiedlichsten Anwendungsbereichen. So kommen Fluorpolymeren eine grosse Bedeutung in E-Mobilität (Batterien), erneuerbare Energie, Halbleiter, Chemie, Elektronik, Medizin und Pharma und vielen weiteren Bereichen zu. Ohne diese Kunststoffe wären gewisse Anwendungen in diesen Bereichen nicht denkbar. [2,3]

Die Gruppe der PFAS umfasst tausende unterschiedlicher Moleküle, welche nach ihrem Molekulargewicht, sprich der Kettenlänge eingeteilt werden können. Während kurzkettige PFAS als Gas oder Flüssigkeit vorkommen können, liegen langkettige PFAS unter anderem als Feststoffe wie Fluorpolymere vor. [4,5]

Fluorpolymere sind chemisch, biologisch und thermisch stabil und ungiftig. So werden 96 % der verwendeten Fluorpolymere denn auch als wenig bedenklich (PLC: Product of low concern) eingestuft und es geht von ihnen für Natur und Mensch keine nennenswerte Gefahr aus. [2]

Die Risiken bei Fluorpolymeren liegen in der Herstellung, sprich bei der Polymerisation von Monomeren zu langkettigen Molekülen. In dieser Phase muss dafür gesorgt werden, dass keine PFAS in die Umwelt gelangen können. Fluorpolymere können nach dem Lebensende (EOL: End of life) der Produkte durch Recycling wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden oder es muss ein Weg gewählt werden, welcher keine Belastung für die Umwelt darstellt. [3]

In den USA, dem Vereinigten Königreich, China und Japan werden die Fluorpolymere von den zu verbietenden PFAS ausgenommen. Die Euopean Chemicals Agency (ECHA) macht diese Unterscheidung, resp. die Herausnahme der Fluorpolymere aus der PFAS-Verbotsliste bisher nicht. Auf den Beschränkungvorschlag der ECHA haben mehr als 3'500 Unternehmen und Organisationen Einsprache erhoben, unter anderem mit dem Ziel der Ausklammerung der für viele Branchen essentiellen Fluorpolymere. [3,5]

Europa und damit auch die Schweiz verfügen über grosses Know-how und viel Wertschöpfung im Bereich der Fluorpolymere. Auch KUNDERT verarbeitet verschiedenste Kunststoffe, wie PTFE und PVDF, welche direkt von einem solchen Verbot betroffen wären und liefert diese in die unterschiedlichsten Branchen. Hersteller von Fluorkunststoffen arbeiten unter Hochdruck an alternativen Werkstoffen, bislang jedoch mit mässigem Erfolg. Nach wie vor gibt es in vielen Bereichen schlicht keine Alternativmaterialien. Somit würde ein solch umfassendes Verbot von PFAS, wie es die EU derzeit vorsieht, dazu führen, dass wichtige Wirtschaftszweige aus Europa verschwinden und die globale Abhängigkeit von Asien und den USA weiter verstärkt würden. [3]

Quellen und weiterführende Informationen

[1] ECHA European Chemical Agency. Perfluoralkylchemikalien (PFAS). https://echa.europa.eu/de/hot-... (Zugriff: 26.03.2024)
[2] Plastics Europe, Fluoropolymer Product Group. Why are fluoropolymers safe? https://fluoropolymers.eu/fluo... (Zugriff: 26.03.2024)
[3] pro-K Industrieverband langlebige Kunststoffprodukte und Mehrwegsysteme e. V. Über den aktuellen Stand des Vorschlags zur Beschränkung von PFAS: Schwerpunkt Fluorpolymere, Dr. Michael Schlipf, 24. November 2023. https://www.pro-kunststoff.de/... (Zugriff: 26.03.2024)
[4] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFAS). https://www.bmuv.de/faqs/per-u.... (Zugriff: 26.03.2024)
[5] Schlütersche Fachmedien GmbH, K Zeitung. Fluorpolymere raus aus dem PFAS-Verbot. https://www.k-zeitung.de/fluor... (Zugriff: 26.03.2024)